Diskriminierungserfahrungen ernst nehmen
Um etwas gegen Diskriminierung tun zu können, muss sie zunächst wahrgenommen und als Problem verstanden werden – gerade von denjenigen, die nicht unmittelbar durch sie betroffen sind. Für den Bereich Hochschule existieren hier diverse Studien und Erfahrungsberichte, etwa zu Rassismus, Trans*feindlichkeit oder Sexismus in der Hochschule und am Arbeitsplatz.
Wenn Studierende aufgrund von aufenthaltsrechtlichen Regelungen Probleme mit der Vereinbarkeit von Studium und Erwerbsarbeit bekommen, wenn Lehrende konsequent nur die männliche Sprachform benutzen, wenn in Referaten koloniale Bezeichnungen verwendet werden, im Labor Kommilitonen sexistische Kommentare machen, oder in der ganzen Hochschule keine geschlechtsneutralen Toiletten vorhanden sind, ist dies nicht nur das Problem oder die besondere „Empfindlichkeit“ einzelner Studierender, sondern weist auf ausschließende Strukturen hin, die auch dann existieren, wenn sich niemand darüber „beschwert“. Nur wenn diese Erfahrungen ernst genommen werden, kann etwas dagegen getan werden, dass Studierende aufgrund von Diskriminierung ihr Studium abbrechen oder nach dem ersten Abschluss die Hochschule verlassen.
In Fällen von Diskriminierung sollten Betroffene nicht schweigen, sondern sich an Vertrauenspersonen, Interssensvertretungen oder Anlaufstellen wenden. Auch Lehrende, die von solchen Fällen erfahren oder selbst Beratungsbedarf haben, können sich an diese Stellen wenden. Durch eigenes Verhalten, klare Ansagen, eine diskriminierungsbewusste Kommunikation und Inhaltsgestaltung kann ein Rahmen geschaffen werden, in dem Diskriminierung eher wahrgenommen und ihr entgegengearbeitet wird. Studierende wie Lehrende, die Diskriminierung erfahren und/oder ihr entgegenwirken wollen, können sich zudem am Fachbereich oder auf Hochschulebene miteinander venetzen.
Weiteres dazu unter: Starterkit Sprache, Lehr- und Studieninhalte, Ressourcen
Literatur:
Crenshaw, Kimberlé. 1989. Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracist Politics. University of Chicago Legal Forum 1: 139–167.
Crenshaw, Kimberlé. 1991. Mapping the Margins: Intersectionality, Identity Politics, and Violence against Women of Color. Stanford Law Review 43: 1241–1299.
Czock, Heidrun, Dominik Donges, und Susanne Heinzelmann. 2012. Diskriminierungsfreie Hochschule - Mit Vielfalt Wissen schaffen. Endbericht zum Projekt. Hrsg. Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Berlin.
Kuria, Emily Ngubia, Hrsg. 2015. eingeschrieben. Zeichen setzen gegen Rassismus an deutschen Hochschulen. 1. Aufl. Berlin: w_orten & meer.
Sauer, Arn, und Jannik Franzen. 2010. Benachteiligung von Trans*Personen, insbesondere im Arbeitsleben. Berlin.