Gender- und diversitätsbewusste Verwendung von Bildern in der Lehre
In Broschüren, auf Homepages, aber auch in Lehrveranstaltungen wird oft mit Bildern gearbeitet, auf denen Menschen oder Situationen abgebildet werden. Hier gilt das Gleiche wie bei Sprache: Bildliche Darstellungen beeinflussen unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit. Sie können Stereotype und Verletzung reproduzieren, aber auch neue Blickwinkel eröffnen und normative Vorstellungen in Frage stellen. Ein sensibler Umgang mit Bildern ist daher wichtig für gender- und diversitätsbewusste Lehre.
Ein kleiner Test: Suchen Sie einmal mit einer Online-Bildsuche das Wort „Professor“, das im englischen sowohl männliche als auch weibliche Professor*innen umfasst, und vergleichen Sie die Ergebnisse mit ihren Erfahrungen an deutschen und internationalen Hochschulen.Für eine gender- und diversitätsbewusste Lehre ist entscheidend, mit welchem Ziel Sie die Bilder einsetzen:
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Dienen sie eher der Auflockerung oder Illustration? Dann empfehlen wir Ihnen die anschließend genannten Fragen für die Auswahl der Bilder
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Oder sollen die Bilder explizit kommentiert oder analysiert werden? Dann können Sie diese Fragen für die Auswahl, aber auch die Diskussion der Bilder verwenden.
Fragen zur Reflektion des Einsatzes von Bildern
Wie verhalten sich die auf den Bildern repräsentierte Werte zu den Zielen, für die die Universität eintritt?
Im Gleichstellungskonzept und im Mission Statement Diversity erklärt die Freie Universität Berlin die Herstellung einer barriere- und diskriminierungsfreien Lehr-, Lern- und Arbeitsumgebung sowie eine wertschätzende Zusammenarbeit aller Statusgruppen, das selbstkritischen Erkennen und die Beseitigung und Vorbeugung von Ausgrenzungsmechanismen und der Schaffung von Integrationsmöglichkeiten zu ihren Werten.
Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe aller Universitätsmitglieder ungeachtet des Alters, einer Behinderung oder gesundheitlichen Beeinträchtigung, des Geschlechts und der sexuellen Orientierung, der sozialen Herkunft und sozial-familiären Lage, der Nationalität und ethnischen Zugehörigkeit sowie der Religion und Weltanschauung.
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Wer wird abgebildet, wer nicht? Stellen die Bilder die dargestellten Personen und Situation in ihrem Kontext dar und tragen sie zu einem besseren Verständnis der abgebildeten Realitäten bei?
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Sind die Bilder realistisch, z.B. was Körpernormen der dargestellten Personen anbelangt, oder sind sie normativ, d.h., sie geben eine bestimmte, erwünschte Norm vor?
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Ist die Darstellung reißerisch? Sind die Bilder in besonderer Weise provokativ? Wen fordern sie heraus? Handelt es sich dabei eher um die Mehrheitsgesellschaft oder um Angehörige marginalisierter Gruppen?
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Sind die Bilder beschönigend? Wie wird Diversität von Menschen dargestellt? Deckt sich die Vielfalt auf Bildern mit institutionellen Zielen und Maßnahmen? Kommen die abgebildeten Personen auch zu Wort oder sind sie nur illustrativ?
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Wer wird positiv dargestellt? Wer wird negativ dargestellt?
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Welche Hierarchien zwischen Personen werden durch unterschiedliche Tätigkeiten oder die Perspektive der Aufnahme von oben oder unten abgebildet oder reproduziert? Werden Situationen dargestellt, in denen Menschen auf Augenhöhe kommunizieren oder ihre Kompetenzen zeigen?
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Werden Stereotype (z.B. sexistische, koloniale, rassistische, beHindertenfeindliche Bildtraditionen) abgebildet? Werden Situationen gezeigt, die mit gängigen Klischees brechen, z.B. unterschiedliche Personen, die dozieren oder lehren, anstatt Bilder, in denen nur Männer oder weiße Menschen erklären und Frauen oder Schwarze Menschen zuhören?
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Werden Situationen abgebildet, in denen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen ihre Kompetenzen zeigen können?
Mehr dazu auch unter Good Practice, wo Sie nachlesen können wie Jutta Hartmann, Swantje Köbsell und Barbara Schäuble an der Alice-Salomon-Hochschule Bild- und Filmmaterial in der Lehre einsetzen, um normative Sehgewohnheiten zu irritieren und zu reflektieren. Ulrike Erb und Sabine Hastedt berichten dort auch von einem Kooperationsseminar, in dem Studierende der Medieninformatik an der Hochschule Bremerhaven multimediale Lerneinheiten entwickelten und sich dabei auch mit der Gefahr der Stereotypisierung durch bildliche Darstellungen auseinandersetzten.