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Virtuelle Seminarsitzung

Sie haben fast die Hälfte der Sitzungen nicht als Präsenzveranstaltungen, sondern als virtuelle Treffen durchgeführt. Wie ist so ein virtuelles Seminar abgelaufen?

Die Studierenden waren am Anfang sehr skeptisch, dass so etwas funktionieren könnte und hatten noch keine Vorstellungen, was sie davon mitnehmen können. Aber es hat sehr gut funktioniert!

Freitags gab es eine Präsenzsitzung und am zweiten Tag, samstags, haben wir uns virtuell getroffen. Bei der ersten Präsenzsitzung hatten die Studierenden ihre Laptops dabei und dann hatten wir die Möglichkeit die Werkzeuge der Plattform auszuprobieren und Fragen zu beantworten.

Die virtuellen Seminare fanden als Blockseminare statt und gingen von 10 bis 18 Uhr. Von 10 bis 11 Uhr haben die Studierenden frei gearbeitet und hatten Zeit, die Tabelle auszufüllen und zu schauen, ob es noch offene Fragen aus der Präsenzsitzung vom vorherigen Tag gab. Da wir mit einem Wiki gearbeitet haben, war es für uns als Dozentinnen möglich zu prüfen, ob sie dabei waren, da man beim Wiki sehen kann, wer gerade daran arbeitet.

Dann hatten wir drei Online-Meetings. Das erste war um 11 Uhr, wo jede*r die Möglichkeit hatte in 10-15 Minuten ihre Tabelle und Reflektionen kurz darzustellen.

Danach sind wir zur ersten Aufgabe des Tages übergangen. Sie waren immer sehr unterschiedlich, je nachdem, was man für ein Thema in der Sitzung bearbeitet hat. Zum Beispiel hatten wir bei der letzten Sitzung das Thema Methodologie. Dafür haben sie jeweils einen Text zu ihrer eigenen Forschungsfrage von uns bekommen und mussten erkennen, wie andere Forscher*innen eine ähnliche Frage methodologisch umgesetzt haben. Sie mussten eine Tabelle mit Fragen zu diesem Text beantworten. Für diese Aufgabe hatten sie bis zu zwei Stunden. Danach haben wir uns nochmal um 14 Uhr virtuell getroffen, wo die Studierenden ihre Arbeit präsentiert haben. Die Studierenden haben dann eine zweite Aufgabe bekommen und wir haben uns ein drittes und letztes Mal gegen 16:30 Uhr virtuell getroffen, um die Ergebnisse vorzustellen.

Ganz am Ende gingen die Studierenden zurück zu ihren Tabellen, die sie ganz am Anfang ausgefüllt hatten, und haben geschaut, was sich verändert hat.

Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile von einem virtuellen Seminar?

Ein großer Vorteil ist die Erfahrung zu machen, wie in aktuellen Kontexten gearbeitet wird. Später im Arbeitskontext, insbesondere im Bereich der Lateinamerikanistik, haben viele Projekte mit Leuten zu tun, die nicht im selben Ort leben. Jetzt wissen die Studierende, dass es möglich ist und sehr gut laufen kann. Sie hatten sich nie gefragt, ob sowas gehen kann und waren überrascht, wie gut man mit anderen Leuten, die in anderen Orten sind, zusammenarbeiten kann.

Haben virtuelle Seminare auch Nachteile?

Es gibt weniger Zeit für Diskussionen als bei Präsenzveranstaltungen. Ich kann mir gut vorstellen, dass zwischendurch Fragen aufgetaucht sind. Im Seminar kann man gleich nachfragen, während Fragen in virtuellen Sitzungen erst später beantworten werden können.

Man verliert die informelle Interaktion, sowie die Möglichkeiten zu zweit arbeiten zu können. In den Präsenzsitzungen hatten wir viele Übungen, wo sie in Tandems diskutiert haben. In den digitalen Sitzungen haben sie sehr vereinzelt gearbeitet.

Hatten Sie bei der methodischen Planung die Vielfalt von Studierenden im Blick?

Bei der Gestaltung des Seminars waren uns solche Fragen klar: dass wir virtuelle Sitzungen haben und jede*r dafür einen ruhigen Ort und einen Laptop zur Verfügung haben muss. Wir haben am Anfang gefragt, ob es für alle in Ordnung ist. Wir hatten uns Gedanken gemacht, falls es nicht für alle in Ordnung ist, dass wir zum Beispiel am Lateinamerika-Institut einen Raum zur Verfügung stellen müssten. Bei anderen Seminaren, wo ich solche virtuellen Sitzungen hatte, die nicht unbedingt am Wochenende stattgefunden haben, gab es immer die Möglichkeit zu diesem E-Learning-Raum zu kommen, anstatt unbedingt von Zuhause arbeiten zu müssen. Das haben schon ein paar Leute wahrgenommen und sind zum Lateinamerika-Institut gekommen, um die Computer vor Ort zu nutzen.

In unserem Fall waren alle einverstanden und es war für alle okay. Eine unserer Studierenden hat Kinder und sie fand das erstmal ziemlich gut und war begeistert, dass es die Möglichkeit gab, es virtuell zu machen. Aber dann nach der Sitzung meinte sie, sie fand es trotzdem schwer, weil sie Zuhause war und sie beim nächsten Mal die Kinder außer Haus betreuen lassen würde.

Wir haben auch eine Nachfrage zum Team-Teaching: Hatten Sie den Eindruck, dass für so eine Art Seminar zwei Lehrende notwendig sind? Geht das auch alleine?

Das war auf jeden Fall sehr gut, dass wir zwei waren, vor allem, weil man verschiedene Sachen koordinieren muss. Ich kann mir gut vorstellen, dass man es beim zweiten Mal allein machen könnte, weil man schon genau weiß was für eine Arbeit es ist und bestimmte Sachen schon erledigt sind. Aber es war viel Arbeit: immer für das Wiki etwas vorbereiten, technisch schauen, ob alles funktioniert. Vor allem bei den Online-Sitzungen war es sehr nützlich, dass wir zur zweit waren. Es gab manchmal Momente, wo eine Person im Wiki schauen musste, was passiert, und die andere Person konnte zwischendurch ein bisschen mehr Inhaltliches machen.

Haben Sie eine Einschätzung mit wie vielen Studierenden das möglich ist?

Wir waren sieben und es war gut so, vielleicht geht es bis zu zehn Studierende. Aber wenn es mehr wären, kann ich mir vorstellen, dass man sie in zwei Gruppen teilt und das Programm anders gestaltet, so dass eine Gruppe selbständig arbeitet während die andere in der Konferenzform ist und andersrum. Bis zehn Personen verliert man nicht den Überblick, wer alles da ist und ob bei allen die technische Seite funktioniert.